Mit Moos für gutes Klima

Das Klima-Engagement von Green City Solutions haben wir 2024 bei der Verleihung des Preises der IKEA Stiftung mit einem der zwei Anerkennungspreise gewürdigt. Peter Sänger, einer der Gründer und Geschäftsführer, gibt Einblicke, wie die Moosfarm entstand, welche Nachhaltigkeitsprojekte als Nächstes anstehen und wem das Preisgeld zugutekommt.

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© Foto: Green City Solutions / City Breeze in Stuttgart

Für seinen City Tree, der dank einer Kombination von Moos und Technologie die Umgebungsluft filtert und kühlt, erhielt Green City Solutions im letzten Jahr bei der Verleihung des Preises der IKEA Stiftung einen der zwei Anerkennungspreise in Höhe von 5.000 Euro. Peter Sänger, Co-Gründer und Geschäftsführer, nimmt uns im Gespräch mit zu den Anfängen einer wegweisenden Idee bis hin zu den neuesten Greentech-Projekten.

Abgebildet sind die beiden Co-Gründer von Green City Solutions Liang Wu und Peter Sänger.
Peter Sänger (rechts), Co-Gründer und CEO von Green City Solutions, hier im Bild mit Liang Wu, Co-Gründer und CIO bei Green City Solutions.
© Green City Solutions / Pascal Rohé

Wie war das für euch, als ihr den Preis der IKEA Stiftung entgegennehmen durftet?

Die Veranstaltung rund um die Preisverleihung letzten Oktober war schon sehr toll! Natürlich haben wir uns wahnsinnig über den Preis gefreut und wir waren auch etwas überrascht, weil wir nach zehn Jahren kein Neuling mehr unter den Start-ups sind. Umso schöner, dass unser Engagement von einer so namhaften Stiftung gewürdigt wird! Wir haben noch viel vor … Von dem Preisgeld konnten wir jeden Euro gut gebrauchen.

Möchtest du uns verraten, was ihr damit bereits bewegen konntet?

In der Tat konnten wir bereits einen Teil davon einsetzen, denn wir richten unseren Fokus gerade auf Schulen und Kitas. Auf Pausenhöfen, die sich nicht gut begrünen lassen, schaffen wir Frischluftinseln und Erholungskorridore. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass wir mit dem Geld genau diese Projekte fördern möchten. Um ein Beispiel zu geben: Allein im letzten Jahr konnten wir für 500 000 Menschen die Luftqualität verbessern!

Das kommt also wirklich vielen Menschen zugute! Wie hat ein so diverses Team wie eures mit Expertise in Gartenbau, Biologie, Architektur, Informatik und Maschinenbau zusammengefunden?

Wir haben uns zufällig in Dresden in einem innovativen Anbauseminar kennengelernt, das sich aus verschiedenen Studienrichtungen zusammensetzte. Einige aus unserer späteren Gründungsgruppe hatten schon Ideen zum vertikalen Gärtnern vorgedacht und hier konnten wir verschiedene Blickwinkel verschmelzen. Wir wussten damals schon, dass wir selbst etwas in die Hand nehmen wollen für die Zukunft der Städte! Aber noch war viel Pionierarbeit nötig, um Moos für unsere Zwecke einzusetzen.

City Tree in der Dämmerung in Berlin.
© Green City Solutions / Peter Puhlmann

Wie kamt ihr dann gerade auf Moos als Biofilter?

Das ist eine witzige Geschichte … Wir haben vieles ausprobiert, aber die getesteten Pflanzen fühlten sich in der Vertikalen nicht so richtig wohl. Mein Großvater war Bergmann gewesen und hatte mir einmal erzählt, dass Moose eingesetzt wurden, um die Staubkonzentration unter Tage zu messen. Bei der Recherche kam mir das wieder in den Sinn, also beschäftigten wir uns auch mit Moos – und waren wirklich begeistert!

Wir stellten dann fest, dass sich manche Moosarten besser eigneten für unsere Zwecke als andere. Und von da an eigneten wir uns intensiv Wissen an, tauschten uns mit Fachleuten aus und lernten sehr viel bei unserer praktischen Forschung.

Für den Erfolg unseres City Trees war unsere interdisziplinäre Zusammensetzung ausschlaggebend: Über dekorative Zwecke hinaus sollte er die natürlichen Funktionen des Mooses nutzen, daher war eine begleitende technologische Lösung unabdingbar. Zugleich sollte er erschwinglich ausfallen und optisch ansprechend designt sein. Und tatsächlich: Der kühlende Effekt ist an einem windstillen Tag in einem Radius von etwa zehn mal zehn Metern deutlich zu spüren – hier lässt es sich an heißen Tagen in der Pause oder beim Schulunterricht im Freien deutlich besser aushalten.

Im nächsten Schritt möchtet ihr an den Schulen neben besserer Luftqualität auch mehr Bewusstsein für die Herausforderungen der unbegrünten Stadtflächen schaffen. Was liegt euch darüber hinaus für die nächsten Jahre am Herzen?

Bestehende Pausenhöfe sind oftmals versiegelt, da gibt es kaum Möglichkeiten für klassische Begrünung. Genau hier setzen wir mit unseren City Trees an. Im Gegensatz zu ihrem kühlenden Effekt ist die luftreinigende Wirkung mit unseren Sinnesorganen nicht so leicht zu erfassen. Diese werten wir jedoch mithilfe von Messtechnik und Sensorik aus – und die Ergebnisse werden mit in den Schulunterricht integriert!

Wie schon bei der klimafesten Gestaltung von Schulhöfen haben wir schutzbedürftige Menschen besonders im Blick. Noch ist es Zukunftsmusik, aber auf lange Sicht wäre es toll, gerade auch für karitative Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Seniorenheime durch Biofilter eine nachhaltige Alternative zu stromintensiven Klimaanlagen zu entwickeln. Da in Innenräumen genutztes Moos nochmals besondere Ansprüche stellt, ist auch hier noch eine Menge Pionierarbeit zu leisten. Um die Möglichkeiten mit Moosen weiter zu erforschen, möchten wir weiterhin auf enge Partnerschaften mit Universitäten und den fachlichen Austausch zur wissenschaftlichen Erforschung setzen.

Februar 2025