Renaissance für das Berliner Hochhaus

Diplomarbeit bettet Wolkenkratzer in städtebauliches Konzept ein

Stip Hochhaus
© Samuel Arun Markus, Berlin

Im Gegensatz zu anderen Metropolen der Welt ist Berlin bis heute keine wirkliche Hochhausstadt geworden. Vor allem steigende Grundstückspreise zeichneten Ende des 19. Jahrhunderts dafür verantwortlich, die zur Verfügung stehende Fläche optimal, das heißt vor allem auch in der Höhe optimal, auszunutzen. In Chicago entstand 1885 das allgemein als erster Wolkenkratzer anzusehende zehnstöckige Gebäude „Home Insurance Building“. Bautechnische Vorteile wie das geringe Eigengewicht der Stahlskelettkonstruktion und geringere Verarbeitungskosten sowie die Entwicklung sicherer Aufzugsanlagen schufen die technischen Voraussetzungen für den Hochhausbau. Nicht so in Berlin, wo es aufgrund einer Bauordnung aus der Kaiserzeit die herrschaftlichen Höhenansprüche von Dom und Schloss nicht zu überragen galt. Pläne namhafter Architekten blieben in der Schublade liegen, bis in den zwanziger Jahren erneut die Metropolenbedeutung Berlins und die überwundenen  Herrschaftsverhältnisse durch eine entsprechende hoch aufragende Architektur verdeutlicht werden sollten. Einige wenige moderate Hochhäuser wurden realisiert, jedoch weit entfernt von jeglichen euphorischen Planungen und Konzeptionen. 

Ein Wahrzeichen für Berlin 

Mit seiner Diplomarbeit an der TFH Berlin „Ein Turm für Berlin“ knüpft Samuel Arun Markus an die Bemühungen der Nachkriegszeit an. Durch den Fall der Mauer nahmen Konzeptionen und Planungen von Hochhäusern völlig neue Dimensionen an, ließen die Hochhausdebatte neu entbrennen. Samuel Arun Markus’ Dipliomarbeit, die von der IKEA Stiftung gefördert wurde, fußt auf einem Studentenwettbewerb: Für das Gelände des ehemaligen Postbahnhofes, das an das Areal des Ostbahnhofes angrenzt, sollte ein prägnantes Hochhaus entworfen werden. Unter Berücksichtigung aktueller Architekturströmungen galt es, ein Wahrzeichen für das Umfeld wie für die Stadt Berlin zu gestalten. 

Multifunktionales Gebäude 

Rund um das fragliche Bebauungsgrundstück wird ein neues Stadtquartier entstehen. Als Grundlage der Planung diente ein beschlossener Bebauungsplan. Shopping, flexible Gewerbeflächen für Großraum- und Einzelbüros, gehobenes Wohnen, Wellness/Fitness und Gastronomie sind die Bestandteile für ein multifunktionales Gebäude. Die Herausforderung für den Planer war es, den Anforderungen und der Vernetzung der gestapelten verschiedenen Nutzungen gerecht zu werden. Nicht nur ein Teilkonzept galt es zu erstellen, sondern eine städtebauliche Neuordnung zu beginnen, die sich in die übergeordneten Rahmenpläne integriert. Der Entwurf des multifunktionalen Hochhauses von Samuel Arun Markus dient als hybrider Baukörper den verschiedensten Lebensaktivitäten. Ziel war es, Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Freizeitgestaltung und Dienstleistungen in einem Gebäude zu konzentrieren und es somit zu einem Teil des öffentlichen Lebensraums zu machen. Ein solches gemischtfunktionales Gebäude wird Teil des öffentlichen Lebensraums, öffnet sich dem Publikumsverkehr und bringt das urbane Leben mit Selbstverständlichkeit in die Vertikalität. Es entsteht eine Stadt in der Stadt. Mit dem Entwurf von Samuel Arun Markus entstand eine Landmarke mit sozialer Verträglichkeit. Die Absage an die standardisierten Formen bietet die Möglichkeit, sich mit dem Bau zu identifizieren. 

Antragsteller: Samuel Arun Markus, TFH Berlin, Fachbereich IV Architektur
Projekttitel: Diplomarbeit: "Ein Turm für Berlin"