Von der Faszination des Einfachen

Eine Ausstellung zum siebzigsten Geburtstag des Designers Dieter Rams

Dieter Rams
© Institut für Neue Technische Form (INTEF), Darmstadt

Dieter Rams hat Design-Geschichte geschrieben. Verbunden ist sein Name vor allem mit gestalteter Technik im häuslichen Umfeld: Der 1932 in Wiesbaden geborene Rams hat über vierzig Jahre, von 1955 bis 1997, für die Firma Braun rund 480 Dinge des täglichen Gebrauchs in Form gebracht. Braun Plattenspieler, Rührgeräte, Saftpressen, Toaster, Diaprojektoren, Wecker und natürlich auch die legendären Rasierapparate zeigen die klare, "sachliche" Formensprache von Dieter Rams. Seine Produkte sind funktional bis ins kleinste Detail und folglich schmucklos. Jedes Einzelteil hat seine genau definierte Aufgabe, als reine Zierde hat es bei Rams keine Daseinsberechtigung. "Gutes Design ist so wenig Design wie möglich", lautet einer seiner Leitgedanken. "Gutes Design macht ein Produkt verständlich" oder "Gutes Design ist langlebig" sind andere Formulierungen, die das Denken von Rams verdeutlichen. Oder ganz verkürzt, um sich vom oberflächlichen "Auch-Design" vieler Kollegen abzusetzen: "Gutes Design ist ehrlich".

Alles Überflüssige wird weggelassen

Für Rams muss sich das Design den Bedürfnissen der Menschen unterordnen, die Produkte sollen sich - ohne ausgiebige Lektüre der Bedienungsanleitung - selbst erklären, wie er im Gespräch darlegt: "Mein Ziel ist es, alles Überflüssige wegzulassen, damit das Wesentliche umso eher zur Geltung kommt. So werden die Formen ruhig, wohltuend begreifbar und langlebig." Rams schrieb Gattungsgeschichte, beispielsweise 1956 zusammen mit Hans Gugelot bei der Kompaktanlage "Phonosuper SK4" mit Plattenspieler, Radio und Verstärker: Die Bedienelemente wurden nicht mehr auf der Vorder-, sondern erstmals auf der Oberseite angebracht und mit einem Plexiglasdeckel versehen - fertig war der "Schneewittchensarg", wie das Gerät bald hieß. Ähnlich wegweisend wurde das tragbare Radio mit kleinem Plattenspieler von 1959 - ein Vorläufer des heutigen Walk- oder Discman. 

Mit Design eine chaotische Umwelt ordnen 

Vor allem aber belegen die Exponate Rams gestalterischen Willen zur klaren Form. Statt einer Stoffbespannung setzte Rams zum Beispiel Lochbleche vor Lautsprecher. Ende der fünfziger Jahre stellte Braun Musikanlagen vor, die aus einzelnen Komponenten zusammengestellt werden konnten. Die bis heute üblichen Bauweisen von Stereoanlagen - entweder als kompakte Einheit oder als Bausatz aus mehreren Geräten - wurden von Braun vorweggenommen und sind kennzeichnend für Rams Konzept, durch Design eine chaotische Umwelt zu ordnen. So wie viele Innovationen des Tüftlers Rams in der Welt der Produkte heute selbstverständlich sind, sei es die handschmeichlerische Form des Netzrasierers "Sixtant" oder die Lautsprecherbox als sichtbarer Einrichtungsgegenstand. Was aus dem Hause Braun kam, konnte sich sehen lassen - von allen Seiten. Rams legte als Leiter der Design-Abteilung bei Braun auch stets auf die Gestaltung der Rückseiten höchsten Wert, angenagelte Pressspanverkleidungen widersprachen dem Ethos des ehrlichen Designs. Von der bis heute faszinierenden Designsprache des gelernten Tischlers Rams, der als Architekt zur Firma Braun kam, kann man sich in einer umfangreichen Ausstellung überzeugen, die mit Fördermitteln der IKEA Stiftung realisiert wurde. Ursprünglich vom Darmstädter Institut für Neue Technische Form (INTEF) geplant und dort auch erstmals präsentiert, tourte die Werkschau durch Deutschland und wurde abschließend im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Einfach gut - Design als Ausdruck der Unternehmenskultur" im Design Zentrum Bremen, Wilhelm Wagenfeld Haus, gezeigt. Nach ihrer Tour durch Deutschland ist die Dieter-Rams-Ausstellung zu ihrem Ausgangspunkt Darmstadt zurückgekehrt und hat nunmehr als Dauerausstellung im INTEF ihren festen Platz gefunden. 

Antragsteller: Institut für Neue Technische Form (INTEF), Darmstadt
Projekttitel: Ausstellung Dieter Rams