Wie wohnen die Deutschen?

Eine Vergleichsstudie erforscht die Veränderung in der Wahrnehmung des Wohnens im Lauf der Jahrzehnte

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© Leibniz Universität Hannover

Der Mensch hat circa 25.000 Gene, hinzu kommen noch die gesellschaftliche Prägung und eine unvorhersehbare Biografie. Die Konsequenz: verblüffende Vorlieben, unverwechselbare Persönlichkeiten, verschiedene Geschmäcker. So wie es viele verschiedene Möglichkeiten gibt, sich zu kleiden und seiner Persönlichkeit Ausdruck zu verleihen, so gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, Möbel, Accessoires und Gestaltungsideen für das eigene Zuhause auszuwählen und Wohnen zur Charaktersache zu machen. Es gibt Menschen, die die Atmosphäre in ihrer Wohnung nicht einfach dem Zufall überlassen, und solche, denen Gestaltungsfragen weniger wichtig sind. Die einen verbinden mit ihrem Zuhause einen Ort der Entspannung und Erholung, die anderen sind froh, sich die Miete leisten zu können und ein Dach über dem Kopf zu haben.

Wahrnehmung des Wohnens verändert sich

Das Forschungsprojekt von Dr. Annette Harth und Dr. Gitta Scheller vom Institut für Geschichte und Theorie der Architektur der Leibniz Universität Hannover versucht, diesen und jeder Menge weiterer Fragen rund ums Wohnen im Alltag auf die Spur zu kommen. Die Bedeutung der Wohnung an sich steht dabei im Vordergrund, gefolgt von Fragen zur Wohnungsnutzung, zum meistgenutzten Raum, zur Ausübung verschiedener Tätigkeiten in verschiedenen Zimmern, Einrichtungspräferenzen und -stilen sowie der Farbgestaltung. Spannend ist dabei gerade die Vergleichsmöglichkeit: Eine vom Anfang der 1960er Jahre datierende Studie stellte schon vor mehr als 50 Jahren das Wohnerlebnis in den Mittelpunkt.

1991 beziehungsweise 1993 folgten zwei weitere Erhebungen zum selben Thema: „Neues vom Wohnen der Deutschen (West)“ und „Das Wohnerlebnis in Ostdeutschland“. Hatte sich die IKEA Stiftung bereits zur Förderung der beiden letzten Abhandlungen entschieden, so wurde auch das aktuelle Projekt von der IKEA Stiftung initiiert und maßgeblich gefördert. Innerhalb von zehn Monaten wurden 1.504 Personen in ganz Deutschland befragt und die Ergebnisse in einer Buchpublikation zusammengefasst.

Die eigenen vier Wände: feste Burg oder offener Marktplatz?

Die Untersuchung der beiden Expertinnen gewinnt ihre Spannung in der Hauptsache durch die Wiederholung der ursprünglichen Untersuchung im Sinne eines Follow-up. Die Studie geht den damals festgestellten Trends nach und greift gleichzeitig neue Entwicklungen auf: Cocooning, Homeoffice, Emotionalität, die Integration der neuen Medien werden genauso berücksichtigt wie die Frage: Lassen sich heute – mehr als 20 Jahre nach dem Mauerfall – noch Ost-West-Unterschiede im Wohnerleben feststellen?

Antragsteller: Leibniz Universität Hannover
Projekttitel: Forschungsprojekt „Das Wohnerlebnis in Deutschland. Eine Wiederholungsstudie nach 20 Jahren“