„Erika“ trifft „Olivetti“

Ausstellung widmet sich den Klassikern des DDR-Designs

Gebrauchsgueter
© Grassi Museum, Leipzig

Die Wanderausstellung „Gebrauchs gut! Ostdeutsches Design mit Tradition“, ausgerichtet vom Grassimuseum/Museum für Kunsthandwerk Leipzig in Kooperation mit Designzentren der neuen Bundesländer, startete im November 2003 in Leipzig und bot einen Einblick in mehr als fünf Jahrzehnte ostdeutscher serieller Produktkultur. Rund 500 Gebrauchsgüter wurden vorgestellt, deren Form und Funktion einem gestalterischen Prozess unterlagen, die dem aktuellen technischen Standard ihrer Zeit entsprachen und die sich dadurch vom beliebigen Alltagsprodukt unterscheiden. Zeitgemäß und selbstbewusst präsentierten sich auch die Designlösungen der Gegenwart, allen voran NOMOS Armbanduhren aus Glashütte oder die Panoramakamera der Kamerawerke Noble aus Dresden.   

East meets West 

Beim Ausstellungskonzept geht es in erster Linie nicht darum, nur mit Designpreisen ausgezeichnete Entwürfe zu zeigen. Wie sehr Vorbilder und Zeitgeist-Einflüsse aus Westdeutschland - UfG Ulm, Fa. Braun - Skandinavien und Italien auf die Produktgestaltungslösungen in der DDR wirkten, sollte als bislang noch nicht dargestellter Aspekt in die Ausstellung einfließen. Zum Rendezvous trafen sich beispielsweise Heli-Rundfunkgeräte aus Limbach-Oberfrohna mit solchen von Braun und Bang & Olufsen, Metalldrücker-Leuchten aus Halle mit skandinavischen Produkten. Erfolgreiches, selbstbewusstes Industriedesign aus der ostdeutschen, insbesondere der mitteldeutschen Region kann vielfach auf eine lange und nachhaltige Produktkultur zurückblicken. Traditionsmarken wie Jenaer Glas, Glashütte-Uhren und die Deutschen Werkstätten in Hellerau spiegeln Vielfalt und hohes Qualitätsniveau wider. Auch in der DDR war gute Gestaltung wichtiger Bestandteil wirtschaftlicher Überlegungen, wenngleich die Ergebnisse des Öfteren durch Rohstoffprobleme und politische Einflussnahme verzerrt wurden.

Klassiker im Ruhestand 

Der Erfolg einer Reihe traditionsreicher Unternehmen lässt sich auch darauf zurückführen, dass in der ostdeutschen Region renommierte Hochschulen den Gestalter-Nachwuchs auf hohem Niveau ausbildeten und weiterbildeten. Als Kurator der Ausstellung konnte der Berliner Designpublizist Günter Höhne verpflichtet werden, der zwei Jahre lang auf der Suche nach den einst erfolgreichen Unternehmen, die zum Teil heute noch weiterbestehen, durch die neuen Bundesländer reiste. Das sei wie eine archäologische Puzzlearbeit gewesen, herauszufinden, wer was gemacht hat. Von Haus aus selbst begeisterter Sammler, antwortete er auf die Frage, warum er DDR Produkte anhäufe: "Wenn wir den Kalten Krieg gewonnen hätten, würde ich jetzt Zeug aus dem Westen sammeln". Bei seinen Bittstellerreisen landete er auch bei der Sprela AG, einer der ältesten Laminathersteller der Welt. Der neue Chef brachte das Unternehmen nach der Wende wieder auf Erfolgskurs: Heute gäbe es weltweit kaum eine IKEA Küche mehr zu kaufen, die keine SprelaCart Arbeitsplatte hätte, sagt er nicht ohne Stolz. 

Highlights am laufenden Band

Obwohl viele der Traditionsunternehmen heute noch produzieren, sahen die Wirtschaftsministerien in Leipzig und Berlin nicht den wirtschaftsfördernden Aspekt der Ausstellung und lehnten eine finanzielle Förderung ab. Dank der Unterstützung zahlreicher Unternehmen und der guten Zusammenarbeit mit der IKEA Stiftung konnte die geschichtliche Aufarbeitung ostdeutschen Designs erfolgreich gezeigt werden. Mit dem Partner IKEA verbindet sich zudem eine wirtschaftliche Verbundenheit noch aus DDR Tagen: Metallleuchten aus Halle hingen 1974 in der ersten deutschen IKEA Filiale bei München in der Möbelausstellung.

Antragsteller: Grassi Museum, Leipzig
Projekttitel: Ausstellung „Gebrauchs gut! Ostdeutsches Design mit Tradition“