Stadtentwicklung auf Straßenniveau

200 Ideen für eine sozial-ökologische Zukunft der Stadt

Web Strassenland 08 2022 11
© HKE/Straßenland, Köln

Die Nord-Süd-Fahrt ist die folgenschwerste Wiederaufbausünde Kölns nach dem Zweiten Weltkrieg: ein dreieinhalb Kilometer langes Mahnmal für den planerischen Irrweg namens „autofreundliche Stadt“. Es durchschnitt teilweise neunspurig das Herz der Rheinmetropole und zerriss damit in zwei Jahrtausenden gewachsene Veedel-Strukturen. Heinrich Böll beschrieb die Asphalt-Achse als „Wunde, die ganze Viertel zu Friedhöfen gemacht hat“ – und verließ Köln für immer.

Ironie der Stadtgeschichte

Der Sinn für die Ironie der Geschichte muss wohl eine bisher verkannte Spielart des rheinischen Humors sein. Anders ist schwerlich zu erklären, dass just die Nord-Süd-Fahrt am 19. Juni 2022 für einen Tag lang zur Flanier- und Diskussionsmeile werden konnte, die Visionen für eine Stadtentwicklung aus der Perspektive der Menschen zeigte.

Lebe Deine Stadt

Unter diesem Motto präsentierten am 19. Juni 2022 rund 200 Mitwirkende neue Ideen und Visionen für ein nachhaltiges urbanes Zusammenleben rund um die Themen Ernährung, Stadtentwicklung, Citylogistik und Kreativwirtschaft. Konkret ging es zum Beispiel um die Frage, wie die Stadt Köln das ehrgeizige Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden, erreichen kann. Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Kultur und Wirtschaft trafen auf Vereine, Initiativen, NGOs, engagierte Bürger*innen und 150.000 Besucher*innen. Mitmachen und mitdiskutieren waren ausdrücklich erwünscht. Das Ziel der Macher: die Stadt als betonierten Status quo offensiv infrage stellen und ihr Potenzial als Ort des Wandels zeigen.

Stadtentwicklung von der Straße

Die IKEA Stiftung war Hauptförderer des Themenschwerpunkts Stadtentwicklung. Sie ermöglichte fünf gemeinnützigen Organisationen, die große Ideen, aber kleine Kassen haben, einen wirkungsvollen Auftritt: Greening the City, Netzwerk Immovielien, Transformationszentrum Aachen, Raum13 und Wandelwerk Köln. Diese präsentierten Visionen und Projekte für eine lebenswerte Stadt, verhandelten Themen wie bezahlbares gemeinschaftliches Wohnen, offene Stadträume, Kunst in der Stadt und grüne Gebäude. Wie auch der Schirmherrin, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, war der Stiftung besonders wichtig, dass hier Stadtentwicklung einmal nicht von oben gedacht, sondern von unten – sozusagen auf Straßenniveau – angegangen wird.

Antragsteller: HKE/Straßenland, Köln
Projekttitel: Strassenland 2022