Von Puppenstuben und Räuberhöhlen

Ausstellung dokumentiert die Welt der Jugendlichen

Jugendzimmer
© Archplus Verlag GmbH, Aachen

„Wenn Du nicht gleich Dein Zimmer aufräumst, dann ...“ – dieser Satz klingt im Ohr vieler junger Erwachsener noch nach, selbst wenn sie längst das elterliche Nest verlassen haben. Besonders Jugendliche sind von dem ständigen Aufräumen „genervt“, und Jungen haben damit größere Probleme als Mädchen. Dabei ist die zur Schau gestellte Unordnung weder der Faulheit noch einer Gedanken- oder gar Rücksichtslosigkeit geschuldet. Sie zeigt vielmehr, dass die Erziehung zum ordentlichen Mitglied der Erwachsenenwelt von den Kindern bewusst erlebt – und erstmal abgelehnt wird. Die Zeitschrift ARCH+, seit ihren Anfängen in den späten siebziger Jahren in besonderer Weise der „Wohnungsfrage“ verpflichtet, widmete sich in einem langfristig angelegten Forschungs- und Publikationsprojekt der Aufgabe, die „Wohnwelt“ der Jugendlichen zu hinterfragen. Es gibt derzeit kaum empirische Studien über den Wohnalltag, über Lebensmodelle und Formen des Zusammenlebens. Die Zeitschrift ARCH+ will einen Anfang wagen.

Das eigene kleine Reich

„Room Shooting“ hieß der breit angelegte Fotowettbewerb, mit dem Schülerinnen und Schüler an drei ausgewählten Schulen im Raum Aachen/Köln aufgefordert wurden, mit Kamera oder Handy das eigene Zimmer zu fotografieren und einen Fragebogen auszufüllen. „Zeig uns, wie du wohnst“, lautete die Aufgabenstellung für die 13- bis 18-jährigen Jugendlichen. 88 Mädchen und Jungen beteiligten sich schließlich mit insgesamt 417 Fotos. Der von der IKEA Stiftung geförderte Fotowettbewerb war ein voller Erfolg. Und weil die gesammelten Beiträge einen derartigen Schatz an empirischem Material darstellten, wäre es schade gewesen, ihn nicht einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Da die IKEA Stiftung von Anfang an mit dabei war, wurde auch der zweite Schritt unterstützt: Vom 19. bis 26. September 2008 fand im VHS-Studienhaus am Neumarkt in Köln die Ausstellung „Wohnempirien I: Die Welt der Jugendlichen“ statt. Ungewöhnliche und unkonventionelle Fotos waren zu sehen. Sie zeigen eine vielfältige und farbige Welt, die gleichermaßen von den Spuren des Alltags und der Phantasie geprägt wird. Die Räume zeigen eine in sich geschlossene Lebenswelt, die mit allem ausgestattet ist, was sowohl für den privaten Rückzug als auch die Kontaktaufnahme mit der Außenwelt erforderlich ist. Aus den Bildern und den Ergebnissen des Fragebogens ergibt sich, dass der Stellenwert des eigenen Zimmers für Jugendliche sehr viel größer ist, als gemeinhin vermutet wird. Und nur ganz wenigen, nämlich neun Prozent der jungen Menschen, ist es egal, wie ihr Zimmer aussieht; zum größten Teil sind es Jungen.

Revolution im Kinderzimmer

Ohne Musik geht gar nichts. Sie läuft bei fast allen Tätigkeiten nebenher, wobei Mädchen sehr viel mehr Musik hören als Jungen. Die eigentliche Revolution in den Jugendzimmern resultiert jedoch im Computer mit Internetanschluss. Die Jugendlichen sind ständig online mit MSN, SchülerVZ oder einer anderen speziell auf sie ausgerichteten Plattform. Sie chatten nahezu alle mit mehr oder weniger Zeitaufwand. Das Bild des Jugendlichen, der bei laufender Musik Schulaufgaben macht, dabei gleichzeitig chattet und ein Handy am Ohr hält, ist keineswegs unrealistisch. 

Antragsteller: Archplus Verlag GmbH, Aachen
Projekttitel: Wie wohnen Jugendliche?