Symphonie der Sinne

Das Ohrenkino als Entspannungslandschaft für gestresste Menschen

Ohrenkino
© Carmen Hinderberger, Schwäbisch Gmünd

Knatternde Motoren, Handyklingeln, schreiende Kinder, fordernde Mitmenschen und Termindruck: Der zivilisierte Mensch ist jeden Tag Tausenden von optischen, visuellen und sensorischen Reizen ausgesetzt und muss auf sie reagieren. Die Reizüberflutung ist allgegenwärtig, unsere Sinne sind in ihrer Wahrnehmung überfordert. Stressfreie Zonen, Wellnessoasen und Chill-out-Lounges haben Hochkonjunktur. Carmen Hinderberger, Diplomandin der Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd, widmete sich in ihrer Abschlussarbeit diesem Thema: Sie gestaltete eine Entspannungslandschaft mit Musik - das "Ohrenkino". Ihr Konzept, dem sie mit einem Stipendium der IKEA Stiftung nachgehen konnte, ist klar definiert. Sie wollte "einen mobilen Veranstaltungsort, in dem man Musik pur auf qualitativ hohem Niveau hören und dabei entspannen kann." Zu den von Marc Feigenspan speziell arrangierten Kompositionen werden Filmszenen gezeigt, die keine Filme im herkömmlichen Sinne sind, sondern eher langsame, grafische und symbolische Bilder ohne erkennbare Handlung. "Der Besuch im Ohrenkino soll ein Erlebnis werden", erklärt Carmen Hinderberger, "das die Sinne auf andere Art und Weise anspricht als Kino, Theater, Konzert oder Fernsehen. Der Raum, das Ambiente und das Mobiliar des Ohrenkinos sind so gestaltet, dass sie Ruhe und Entspannung fördern." 

So schön klingt Entspannung 

Damit ist das Ohrenkino nicht für eine bestimmte Zielgruppe konzipiert, sondern für alle Menschen. Das Ohrenkino ist ein Raum-im-Raum-System und kann als mobile Einheit innerhalb von zwei bis drei Tagen auf- bzw. abgebaut werden. Das System braucht lediglich einen Stromanschluss und hat einen Platzbedarf von ca. 400 Quadratmetern. Während einer Veranstaltung finden etwa 25 Personen gleichzeitig Platz. Als mögliche Einsatzbereiche gelten Ruheräume in Wellness- oder Rehazentren, Krankenhäusern, Warteräume auf Flug- oder in Bahnhöfen. Aber auch Clubs, Museen, Messeveranstaltungen oder die Erlebnis-Gastronomie sind mögliche Einsatzorte. Die nach aufwändigen Recherchen entworfene Sesselfamilie "orb" soll das Entspannungsgefühl fördern sowie das akustische und visuelle Erlebnis unterstreichen. "orb" ist frei im Raum aufstell- und gruppierbar, bietet Geborgenheit, Bewegungsfreiheit und Abgrenzung gegenüber anderen Menschen, ist in drei Größen konzipiert, absorbiert Schall, isoliert gegen Wärme und Kälte und ist mit seinem Filzbezug besonders unempfindlich gegen Verschmutzung. Der Künstler und Sounddesigner Marc Feigenspan fasst das akustische Entspannungserlebnis so zusammen: "Man darf die Augen schließen oder einfach wegschauen. Man kann angespannt, halb eingeschlafen oder erholt das Ohrenkino verlassen. Der Sinn ist erfüllt, wenn man Musik pur gehört und eine Weile an nichts mehr gedacht hat."

Antragsteller: Carmen Hinderberger, Hochschule für Gestaltung, Schwäbisch Gmünd
Projekttitel: Diplomarbeit: "Ohrenkino"